Wie Dröppel uns fand

ein Gastbeitrag von Kathrin Jewanski / Unterwegs mit Dröppel

 

„Studenten-Paar sucht Bulli“ – so begann die Kleinanzeige, die uns unserem Traum vom eigenen Bus ein großes Stück näher bringen sollte.

Die Idee kam schon ein paar Jahre zuvor auf. Wir waren jung und hatten kein Geld. Aber einen alten VW Passat, aus dem mit einer zugeschnittenen Sperrholzplatte und ein paar Ketten ein minimalistisches Campingfahrzeug wurde. Matratze rein, Vorhänge gebastelt und los ging es in unseren ersten Camping-Urlaub an der Nordsee. Es war eng und es war reine Glückssache, dass das Wetter mitspielte. Aber es war toll. Danach war klar: Mit ein bisschen mehr Platz genau unsere Art des Urlaubmachens.

 

Der Traum vom Bus

In den folgenden Jahren lässt uns die Idee einfach nicht mehr los. Wir recherchieren, diskutieren, sparen.

Mit der Zeit kristallisiert sich heraus, dass es ein VW Bus werden soll, ein T3 ist das passende Modell. Bezahlbar, charmant, technisch überschaubar und für uns einfach der Transporter unserer Kindheit. Natürlich haben T1 und T2 mehr Charme, sind aber kleiner und für uns unbezahlbar. Natürlich bietet ein T4 mehr Komfort, spricht uns aber einfach nicht an. Und ein T5 war preislich auch indiskutabel.

Ein T3 soll es also werden. Auch die weiteren Rahmenbedingungen sind schnell klar. Campingaussbau: Aufstelldach, damit mein liebster Mitreisender mit seinen 2 Metern stehen kann. Mit grüner Umwelt-Plakette oder H-Kennzeichen, sonst kommt man im Ruhrgebiet nicht weit. Keine völlige Rostlaube.

 

Vom Suchen und Finden

Den passenden Bus zu finden, ist gar nicht so einfach. Der erste, den wir uns angucken, ist ein völliges Desaster. Monatelang sehen wir Rost, Reparaturstau, hohe Preise… Irgendwann geben wir selbst eine Kleinanzeige auf und siehe da – es meldet sich jemand. Aus einer Nachbarstadt. Und da steht er dann, DER Bulli. Es ist Januar 2014.

 

Bulli am Kanal 2

Dröppel am Kanal

Diesmal passt also alles. Roter T3. 32 Jahre alt. H-Kennzeichen. TÜV vor 5 Monaten. Westfalia-Ausstattung mit Aufstelldach. Keine undichten Dachfenster. Rost ist vor einiger Zeit beseitigt worden. Wir suchen, finden aber keinen großen Haken. Der 50 PS-Dieselmotor reicht uns, wenn wir reisen ging es schon immer mehr ums Unterwegssein als ums Ankommen. Über den Preis werden wir uns schnell einig.

Sonntags in den Feldern

Dröppel und ich

Viel zu tun war da erst mal nicht. Innenraum gründlich putzen, eine neue Lampe am hinteren Schrank und ein Spannungswandler unter der Klappbank, schon kann es auf die erste kleine Reise gehen. Natürlich wieder zur Nordsee. Dieses Wochenende beweist uns, dass unsere Entscheidung richtig war.

Schon bald bekommt der Bus auch einen Namen. Dröppel. Im Ruhrgebiet bedeutet „dröppelig“ auch klein, knuffig, süß. Naja, und „dröppeln“ heißt so viel wie „tropfen“. Meistens ist er also „unser Süßer“, wie man das vielleicht ins Hochdeutsche übersetzen könnte. Gelegentlich aber leider auch „der Tropfende“. Kommt bei einem mittlerweile 34 Jahren alten Auto halt mal vor. Zum Glück haben wir eine gute Werkstatt gefunden.

 

3 Zimmer, Küche, Bad
Dr+Âppel inside

Dröppel inside

Im Grunde brachte Dröppel mit seiner Campingausstattung schon alles mit, was wir brauchen. Die Klappbank ist wahlweise Sofa oder Bett, dass mit 1,20 m Breite völlig ausreicht für zwei Menschen die sich sehr mögen. Der große Schrank daneben bietet eine Menge Stauraum. Weiteren Stauraum gibt es hinterm Beifahrersitz. Aus diesem Schrank hat ein Vorbesitzer mal den unteren  Teil einer Wand weggesägt, so dass hier auch ein Klo Platz findet. Für den Notfall. Und natürlich der Küchenblock. Spüle, 2-Flammen-Gasherd, Kühlschrank und ein Hauch von Stauraum. Einer der Vorbesitzer hat einen Boiler eingebaut, der uns meistens nur als Wassertank dient, als solcher aber nicht unbedingt schlecht geeignet ist – man braucht nämlich keine Pumpe, um das Wasser ins Spülbecken zu befördern, wenn Strom vorhanden ist, sogar warmes Wasser. Unter dem Klappdach verbirgt sich ein zweites Bett, dass wir allerdings eher als Stauraum nutzen. Eine Standheizung gibt es nicht. In den wenigen Nächten, in denen es uns zu kalt wurde, haben wir uns mit einem kleinen Heizlüfter und warmen Decken beholfen.

Auf seinen wenigen Quadratmetern bringt Dröppel also quasi 3 Zimmer mit Küche und Bad unter. Allerdings nicht unbedingt gleichzeitig.

 

Es lässt sich immer was verbessern

Die eine oder andere Verbesserung haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren dann aber doch noch vorgenommen.

Neue Gardinen mussten her, und das Selbernähen hat sich als lösbare Aufgabe herausgestellt.

In den hinteren Regalfächern haben wir USB-Steckplätze zum Handy-Akku-LaDer Aussentischden und für eine Leselampe gelegt. Sehr praktisch und kein großer Aufwand.

Für den schwenkbaren Tisch aus dem Innenraum haben wir eine Möglichkeit geschaffen, ihn auch draußen zu nutzen. Mit zwei Schraubrohrschellen, einem Stück Holz mit passendem Loch und ein paar Schrauben haben war das schnell und günstig an den Schrank hinter dem Beifahrersitz gebastelt, so dass wir jetzt auch einen Stehtisch draußen haben.
Unter der Kante der Klappbank sorgt ein LED-Strip für sanfte Schummer-Beleuchtung. Ganz wenig Aufwand für gemütliche Stimmung.

Im nächsten Winter stehen neue Bezüge für die Klappbank an, die alten sind mittlerweile recht verblichen und abgewetzt. Vielleicht nutzen wir die Gelegenheit, auch die Polster zu erneuern.

 

Der Reiz des Einfachen

Unsere Ansprüche sind nicht besonders hoch. Am Reisen mit dem Bulli lieben wir besonders die Einfachheit und das Unterwegssein. Bett und Gaskocher – alles andere ist schon Luxus. Dach und Bett müssen bei uns von Hand geklappt werden. Da hakt auch schon mal was. Aber ein hakendes Scharnier lässt sich schnell selbst in Ordnung bringen. Dröppels moderne Kollegen bieten allerlei komfortable Extras, das ist sicher schön, aber was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen.

T3 Bulli Ausstellfenster

Die Klimaanlage

Ein  Beispiel: Natürlich ist eine Klimaanlage an warmen Sommertagen toll. Wir haben keine – dafür aber ausstellbare Dreieicksfenster vorne. Ohne Wartung, ohne teure Reparaturen, ohne zusätzlichen Energiebedarf, ohne trockenes Kratzen im Hals. Einfach entsichern und in die gewünscht Position bringen und schon sorgt der Fahrtwind für ein herrlich luftiges Gefühl im Bulli. Zumindest während der Fahrt – im Stand gib es einfach zu wenig Fahrtwind.

 

Vom Reisen zum Schreiben

Dass wir mit dieser vergleichsweise einfachen Ausstattung gut auskommen, haben wir auf unserer ersten längeren Tour entlang der deutschen Ostseeküste ausgiebig erprobt. Im letzten Sommer waren wir dann an der Schwedischen Westküste unterwegs – meine Traumreise. Unterwegs habe ich begonnen, ein Reisetagebuch zu führen, aus dem nach der Heimkehr ein Blog entstand.


Auf unterwegsmitdroeppel.de gibt es mittlerweile neben Reiseberichten auch Tipps und Tricks rund um den T3 und Camping und Szenen aus dem Leben eines Bullis. Oft sind es die kleinen Ausflüge mit Bulli, die den Alltag schöner machen.

dr+Âppel

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